Zahnfleischentzündung in der Schwangerschaft – was tun?

Dr. Christin Steinbach

Autorin: Dr. Christin Steinbach

Veröffentlicht am: 13. August 2024

Lesedauer: 4 Minuten

Jedes Kind kostet die Mutter einen Zahn. Was ist dran an der alten Redensart und weshalb sind Zähne und Zahnfleisch in der Schwangerschaft so viel anfälliger?

Zwar hält sich die Volksweisheit hartnäckig, aber: dass Mütter pro Schwangerschaft einen Zahn verlieren, stimmt nicht wirklich. Wahr ist aber, dass Zahnfleischentzündungen bei schwangeren Frauen weit verbreitet sind. Bis zu 75 Prozent leiden im Laufe der Zeit unter einer sogenannten Schwangerschaftsgingivitis. Die hormonellen Veränderungen im Körper machen das Zahnfleisch empfindlich. Plaque und Bakterien können sich leichter ansiedeln und zu einer Gingivitis führen.

Unbehandelt kann eine Zahnfleischentzündung während der Schwangerschaft zu Parodontitis und im späteren Verlauf zum Zahnverlust führen. Zudem erhöht sich das Risiko für Frühgeburten und für ein niedriges Geburtsgewicht des Kindes. Genug Gründe also für eine gute Mundhygiene in der Schwangerschaft sowie für die regelmäßige Kontrolle beim Zahnarzt.

Doch welche Maßnahmen werden in den jeweiligen Trimestern empfohlen? Wie können Schwangere einer Zahnfleischentzündung vorbeugen und wie gefährlich ist eine Gingivitis wirklich für das ungeborene Baby? Wir haben die wichtigsten Fakten rund um die Zahnfleischentzündung in der Schwangerschaft zusammengestellt.

Gingivitis in der Schwangerschaft – die Symptome

Entzündetes Zahnfleisch verändert seine Farbe von blassrosa über dunkelrot bis hin zu violett. Das Zahnfleisch kann geschwollen sein sowie spontan oder bei Berührung schmerzen. Beim Zähneputzen, beim Verwenden von Zahnseide sowie beim Essen kann es zu Zahnfleischbluten kommen. Schlechter Atem und Eiter zwischen Zahnfleisch und Zähnen sind ebenfalls wichtige Indikatoren für eine Zahnfleischentzündung bei schwangeren Frauen. Unbehandelt kann sich die Entzündung auf den Zahnhalteapparat ausdehnen (Parodontitis). Die Folgen: Abbau von Bindegewebe und Knochen, was im schlimmsten Fall zum Zahnverlust führt. Geht das Zahnfleisch spürbar zurück und fühlen sich die Zähne „lockerer“ an, sollten Betroffene in jedem Fall eine Zahnarztpraxis aufsuchen.

Die hormonelle Umstellung bei schwangeren Frauen lockert das Gewebe der Mundschleimhaut auf – das Zahnfleisch wird stärker durchblutet. Bakterien im Zahnbelag (Plaque) haben es dann leichter und können eine Gingivitis verursachen. Vom Mundraum aus können die Entzündungsprozesse in den ganzen Körper ausstrahlen und sich sogar auf die Gesundheit des Kindes auswirken.

Schwangerschaftsgingivitis – Risiken für Mutter und Kind

Eine unbehandelte Parodontitis während der Schwangerschaft kann sowohl der Schwangeren als auch dem ungeborenen Baby schaden. So setzen die Entzündungen und Infektionen im Mund Entzündungsstoffe frei, welche vorzeitige Wehen auslösen können. – Das Risiko einer Frühgeburt wird erhöht. Zudem besteht die Möglichkeit eines niedrigen Geburtsgewichts für das Kind, wodurch Gesundheit und Entwicklung des Neugeborenen beeinträchtigt werden können.

Der Gesundheitszustand der werdenden Mutter kann ebenfalls durch eine schwere Parodontitis verschlechtert werden. Wird sie nicht behandelt, kann sie systemische Infektionen begünstigen und das Immunsystem der Frau schwächen. Um diese Risiken zu minimieren, ist es wichtig, Parodontitis frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Daher gilt in der Schwangerschaft umso mehr: Regelmäßige Zahnarztbesuche und eine sorgfältige Mundhygiene sind entscheidend, um die Zahngesundheit während der Schwangerschaft aufrechtzuerhalten und mögliche Komplikationen zu verhindern.

Entzündetem Zahnfleisch in der Schwangerschaft vorbeugen: die richtige Mundhygiene

Um das Risiko einer Gingivitis während der Schwangerschaft zu verringern, ist eine gründliche Mundhygiene entscheidend. Dazu gehört das regelmäßige Zähneputzen – idealerweise zweimal täglich mit einer weichen Zahnbürste und fluoridhaltiger Zahnpasta. Ergänzend sollten Zahnseide und Interdentalbürsten verwendet werden, um die Zahnzwischenräume sauber zu halten.

Antibakterielle Mundspülungen können die Bakterienmenge im Mund reduzieren. Regelmäßige Zahnarztbesuche sind während der Schwangerschaft besonders wichtig, um frühzeitig Probleme zu erkennen und zu behandeln. Oftmals empfehlen Zahnarzt oder Zahnärztin Mundpflegeprodukte, die speziell für Schwangere geeignet sind.

Da Stress und eine ungesunde Ernährung ebenfalls das Risiko einer Schwangerschaftsgingivitis erhöhen können, sollten Schwangere ihr Immunsystem durch eine gesunde Ernährung oder Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditation stärken.

Zum Zahnarzt in der Schwangerschaft – hilfreiche Infos

Die Schwangerschaft teilt sich in drei Phasen. Wann sollten welche Untersuchungen stattfinden und was sollten werdende Mütter im jeweiligen Trimester hinsichtlich der Zahngesundheit beachten? Folgende Empfehlungen können helfen:

1. Trimenon
In diesem Zeitraum sollte ein Termin mit dem Zahnarzt oder der Zahnärztin vereinbart werden. Eine umfassende Beratung zur Mundgesundheit während der Schwangerschaft ist wichtig. Zudem ist es ratsam, die Ernährung auf mögliche Zahnschäden durch Säure oder Karies abzustimmen.

2. Trimenon
Jetzt ist der ideale Zeitpunkt für eine professionelle Zahnreinigung. Neben der Entfernung bakterieller Plaque kann es erforderlich sein, die häusliche Mundhygiene anzupassen. Bei Bedarf kann eine erweiterte zahnärztliche Therapie erfolgen.

3. Trimenon
Hier ist es wichtig, Stress zu vermeiden, um das Risiko einer Frühgeburt gering zu halten. Größere Zahnbehandlungen sollten bis nach der Entbindung warten. Es ist sinnvoll, sich frühzeitig beim Zahnarzt beziehungsweise bei der Zahnärztin über prophylaktische Maßnahmen für das Kind zu informieren. – Der Zahnerhalt beginnt bereits bevor die ersten Milchzähne durchbrechen! Ab dem allerersten Zahn ist es schließlich Zeit für einen Zahnarzttermin mit dem Kind.

Gesunde Zähne in der Schwangerschaft

Während (und bestenfalls bereits vor) einer Schwangerschaft sollten Patientinnen ein besonderes Augenmerk auf ihre Mundgesundheit legen. Hormonelle Prozesse begünstigen eine Schwangerschaftsgingivitis oder Parodontitis. Unbehandelt kann sich diese negativ auf die Allgemeingesundheit von Mutter und Kind auswirken. Demnach ist es in der Schwangerschaft besonders wichtig, regelmäßige Kontrolltermine beim Zahnarzt wahrzunehmen und auch zu Hause auf eine einwandfreie Mundhygiene zu achten.

In der Schwangerschaft gut auf die Zahngesundheit zu achten, ist also nicht nur für die Mutter, sondern auch für das ungeborene Kind essenziell. Regelmäßige Zahnarztbesuche und eine sorgfältige Mundhygiene helfen, Entzündungen zu vermeiden. – Die beste Basis für die Gesundheit von Mutter und Kind!


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