Mundtrockenheit: Ursachen und Behandlung

Dr. Eva-Maria Prey

Autorin: Dr. Eva-Maria Prey

Veröffentlicht am: 2. Juli 2024

Lesedauer: 4 Minuten

Jedem vierten Erwachsenen bleibt sprichwörtlich die Spucke weg. Mundtrockenheit ist weit verbreitet und kann viele Ursachen haben.

Ein trockenes Gefühl im Mund kennen fast alle. Vor allem bei Aufregung oder Stress ist kurzzeitige Mundtrockenheit völlig normal. Problematisch wird es erst, wenn die Speicheldrüsen dauerhaft zu wenig Flüssigkeit produzieren.

Bis zu 1,5 Liter Speichel bringen die sechs großen und vielen kleinen Speicheldrüsen täglich hervor. – Und diese Menge wird auch dringend benötigt. Schließlich hat Speichel wichtige Funktionen. Er weicht die Nahrung auf, macht Speisen leichter verdaulich, reinigt die Mundschleimhaut und beugt Entzündungen im Mundraum vor. Außerdem enthält er Mineralstoffe wie Natrium, Calcium und Fluorid. Er neutralisiert Säuren und schützt die Zähne vor Karies.

Ist die Speichelproduktion dauerhaft eingeschränkt, kann dies ernste Ursachen haben. Jede vierte Person klagt über länger anhaltende oder wiederkehrende Mundtrockenheit (Xerostomie) in Verbindung mit Mundgeruch. Ältere Menschen sind häufiger betroffen als jüngere. Unbehandelt führt die Xerostomie zu ernsthaften Gesundheitsproblemen. Entzündungen an der Mundschleimhaut oder am Zahnfleisch sowie Parodontitis oder Karies können die Folge sein.

Mundtrockenheit – harmlose Ursache oder ernstes Symptom?

Grundsätzlich gibt es viele Gründe für Mundtrockenheit. Neben harmlosen Ursachen wie vorübergehendem Flüssigkeitsmangel oder Nervosität, können auch ernste Krankheiten dahinterstecken. So kann die Xerostomie als Begleiterscheinung von Diabetes Mellitus und HIV auftreten oder ein Symptom des „Sjögren-Syndroms“ sein. – Die rheumatische Erkrankung beeinträchtigt die Funktion der Speicheldrüsen.

Weitere häufige Gründe für Mundtrockenheit können allgemeiner Flüssigkeitsmangel, die Folgen einer Chemotherapie und zahlreiche Medikamente sein. Etwa 400 Arzneimittel wirken sich negativ auf die Speichelproduktion aus. Dazu zählen Herz- und Blutdruckmittel, starke Schmerzmittel, kortisonhaltige Asthma-Sprays, Schlafmittel sowie Psychopharmaka.

Auch regelmäßiges Rauchen, Schnarchen sowie entzündete Speicheldrüsen können den Speichelfluss mindern. Wer regelmäßig durch den Mund atmet – etwa bei einer blockierten Nase durch Schnupfen – erhöht ebenfalls die Chance auf eine entstehende Mundtrockenheit. Darüber hinaus nimmt der Speichelfluss mit zunehmendem Alter ab. So ist etwa die Hälfte der über 65-Jährigen von Xerostomie betroffen.

Allgemein gilt: Wer länger als 14 Tage unter einem trockenen Mund leidet, sollte den Haus- oder HNO-Arzt aufsuchen.

Mundtrockenheit und ihre Folgen

Von Xerostomie betroffene Menschen haben häufig eine trockene und entzündete Mundschleimhaut sowie einen trockenen Hals und Heiserkeit. Diese Beschwerden können zu Schwierigkeiten beim Sprechen und Kauen führen. Auch Schluckbeschwerden sind häufige Symptome, ebenso wie Schmerzen und ein brennendes Gefühl auf der Zunge. Geschmacksstörungen, Mundgeruch sowie rissige Mundwinkel und aufgesprungene Lippen sind ebenfalls Folgen von Mundtrockenheit.

Darüber hinaus steigt bei eingeschränktem Speichelfluss das Risiko für Zahn- und Zahnfleischerkrankungen. Immerhin schützt der Speichel dank zahlreicher Abwehrstoffe die Zähne vor Säuren und pflegt beziehungsweise reinigt den Mundraum.

Hausmittel gegen Mundtrockenheit

Die Beschwerden von Mundtrockenheit lassen sich auf unterschiedliche Weise lindern. Grundsätzlich sollte ausreichend Flüssigkeit aufgenommen werden, um zu verhindern, dass der Mund austrocknet. Als Richtwert für einen Erwachsenen gelten zwei Liter täglich. Am besten eignen sich kohlensäurefreies Wasser sowie ungesüßte Tees. Kaffee, Alkohol und salzige Speisen entziehen der Schleimhaut Wasser und sollten daher vermieden werden. Wer seinen Speichelfluss anregen möchte, kann Kaugummi, Fenchelsamen oder Ingwerwurzeln kauen. Eine gute Mundhygiene und das Gurgeln mit Salbei-Tee helfen, die Mundschleimhaut zu schützen. Trocknet der Mund stark aus, gibt es in der Apotheke künstliche Speichelpräparate, um die Schleimhäute zu befeuchten.

Da eine Xerostomie – vor allem, wenn sie länger anhält – auch auf eine ernsthafte Erkrankung hindeuten kann, ist sie stets ärztlich abzuklären. Daher sollte spätestens nach zwei Wochen anhaltender Mundtrockenheit ohne erkennbare Ursache der Arzt aufgesucht werden.

Behandlung von Mundtrockenheit

Nicht alle Formen von Mundtrockenheit müssen zwingend von einem Arzt behandelt werden. Sollten jedoch Warnzeichen wie Karies, trockene Augen oder Haut, Ausschlag, Gelenkschmerzen oder Risikofaktoren für eine HIV-Infektion vorliegen, ist der Arztbesuch dringend erforderlich. Durch unterschiedliche Tests und Untersuchungen sowie eine ausführliche Anamnese wird die Ursache für Mundtrockenheit ermittelt. Dabei werden Vorerkrankungen, Begleiterscheinungen und Medikamente berücksichtigt. Die Ursache wird, wenn möglich, behandelt.

Führen Medikamente zu einem trockenen Mund, sollten diese nach Absprache abgesetzt oder die Medikation geändert werden. Ist dies nicht möglich, kann es sinnvoll sein, die Medikamente morgens statt abends einzunehmen, da nächtliche Mundtrockenheit mit höherer Wahrscheinlichkeit zu Karies führt.

Je nach Ursache verschreiben Arzt oder Ärztin speichelanregende Medikamente. Um krankheitsbedingte Mundtrockenheit zu behandeln – etwa bei Krebs- oder Autoimmun-Erkrankungen – kann auch künstlicher Speichel eine Option sein.

Klar ist: Mundtrockenheit kann viele Auslöser haben – von harmlosen Faktoren wie Nervosität bis hin zu ernsthaften Krankheiten wie Diabetes oder dem Sjögren-Syndrom. Hält sie länger an, beeinträchtigt Xerostomie die Mundgesundheit erheblich. Entzündungen, Karies und Zahnfleischerkrankungen können die Folge sein. Betroffene sollten ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen, auf eine gute Mundhygiene achten und gegebenenfalls Hausmittel oder künstliche Speichelpräparate verwenden.

Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung durch einen Arzt sind entscheidend, um ernsthafte Folgen zu vermeiden und die Lebensqualität zu verbessern.

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