Botox gegen Zähneknirschen: Entspannung für den Kiefer

Dr. Christin Steinbach

Autorin: Dr. Christin Steinbach

Veröffentlicht am: 22. August 2024

Lesedauer: 4 Minuten

Zähneknirschen (Bruxismus) ist weit verbreitet. Als Ergänzung zur klassischen Knirscherschiene wird in der Zahnmedizin die Behandlung mit Botox immer beliebter.

Kurzzeitiger oder langanhaltender Stress sowie Fehlstellungen der Zähne: Die Ursachen für ständiges „Zähne zusammenbeißen“ sind vielfältig. Unbewusst und überwiegend in der Nacht reiben oder pressen die Betroffenen ihre Zähne aufeinander. Zahnschäden, Kieferschmerzen, Kopfschmerzen oder Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich sind häufige Folgen vom Schlafbruxismus. Klassischerweise wird dieser mit der zahnärztlichen Aufbiss-Schiene behandelt. Aber auch die Behandlung mit Botox gegen Zähneknirschen wird immer populärer.

Wie hilft Botox gegen Zähneknirschen?

Botulinumtoxin – gemeinhin unter dem Markennamen Botox bekannt – ist ein neurotoxisches Protein. Es wird vom Bakterium Clostridium botulinum produziert. Botox blockiert die Signalübertragung zwischen Nerven und Muskeln. Muskelkontraktionen werden reduziert oder vollständig verhindert. Häufig wird es zu kosmetischen Zwecken eingesetzt, um Falten und feine Linien im Gesicht zu glätten. Doch auch in der Medizin wird Botox verwendet. So werden bereits seit den achtziger Jahren Muskelkrämpfe und spastische Lähmungen damit behandelt. Große Erfolge verzeichnet Botox auch beim Einsatz gegen chronische Migräne. Seit 2011 ist das Mittel in Deutschland für die Migräne-Therapie zugelassen.

Die Zahnmedizin hat ebenfalls die entspannende Wirkung des Botulinumtoxins für sich entdeckt. – Wird Botox in die Kaumuskulatur injiziert, reduziert sich die Muskelaktivität. Das unbewusste Aufeinanderpressen von Ober- und Unterkiefer kann dadurch gemildert und Zähneknirschen wirksam behandelt werden. Die normalen Bewegungen des Kiefers beim Kauen, Sprechen und Co. werden dabei in der Regel nicht beeinflusst.

Für wen eignet sich eine Therapie mit Botox?

Grundsätzlich ist die Botulinumtoxin-Therapie für alle erwachsenen Patient:innen geeignet, die unter Bruxismus leiden. Bei starkem Zähneknirschen kann Botox bereits zu Beginn begleitend eingesetzt werden, um den Leidensdruck zu mindern und Entspannungstechniken zu unterstützen. Bestehen trotz Zahnschiene oder manueller Therapien weiterhin massive Beschwerden, kann Botox die Behandlungen sinnvoll ergänzen.

Bei Kindern werden Injektionen gegen Bruxismus nur selten angewendet. Auch Schwangere, Stillende sowie Personen mit neuromuskulären Erkrankungen sollten auf den Einsatz von Botox verzichten.

Wie läuft die Behandlung mit Botox ab?

Eine Botoxbehandlung gegen Zähneknirschen ist unkompliziert und dauert nur wenige Minuten. Der Behandlungsbereich wird gründlich desinfiziert. Anschließend müssen Patient beziehungsweise Patientin kräftig zubeißen, damit der Zahnarzt den Kaumuskel ertasten und die Injektionspunkte festlegen kann. An jedem markierten Punkt wird eine definierte Menge Botulinumtoxin mit feinsten Nadeln injiziert.

Wichtig: Seitliches Liegen sollte nach dem Eingriff für etwa vier Stunden vermieden werden, da der Kopf aufrecht gehalten werden sollte. Auch Gesichtsmassagen, Sonnenbäder, Saunabesuche sowie Alkoholkonsum und Sport sind im Anschluss zu vermeiden, damit das Behandlungsgebiet nicht vermehrt durchblutet wird.

Wie lange hält Botox im Kiefermuskel?

Nach der Behandlung mit Botox gegen Zähneknirschen bemerken Betroffene meist innerhalb weniger Tage bis Wochen eine schrittweise Verbesserung. – Die Aktivität der Kaumuskeln reduziert sich allmählich und das Knirschen nimmt ab.

Wie lange die Injektion im Kiefer wirkt, hängt von mehreren Faktoren ab. Der Schweregrad des Bruxismus, die Ursachen und der persönliche Lebensstil spielen hierbei eine wichtige Rolle. In der Regel hält die Botoxbehandlung drei bis sechs Monate. Bei konsequenter Therapie können im Laufe der Zeit auch ein bis zwei Injektionen jährlich ausreichen.

Was kostet Botox bei Zähneknirschen?

Die Kosten für eine Botoxbehandlung gegen Zähneknirschen variieren je nach Anzahl der benötigten Injektionen. Meist liegen sie zwischen 300 und 600 Euro je Sitzung. Obwohl es sich bei der Botulinumtoxin-Therapie bei Bruxismus um eine medizinische Maßnahme handelt, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten nicht. Private Versicherer erstatten sie je nach Vertrag ganz oder zumindest teilweise.

Wie sicher ist die Anwendung von Botox zur Behandlung von Zähneknirschen?

Botox wird seit Jahren sowohl in der kosmetischen als auch in der medizinischen Therapie angewendet. Es hat sich als wirksam und gut verträglich erwiesen. Mögliche Nebenwirkungen sind in der Regel mild und vorübergehend. Dazu gehören Schwellungen, Blutergüsse an der Injektionsstelle, leichte Schmerzen oder vorübergehende Muskelschwäche. In seltenen Fällen kann es zu Asymmetrien im Gesicht oder Schluckbeschwerden kommen, wenn die Injektion in benachbarte Muskeln gelangt. Da die Wirkung von Botox nur vorübergehend ist, ist das Risiko langfristiger Nebenwirkungen gering.

Insbesondere bei schweren Fällen von Bruxismus und als Ergänzung für andere Therapien, kann Botox die Symptome effektiv lindern. Die Muskelaktivität im Kaumuskel wird sukzessive reduziert – Schmerzen und Folgeschäden an den Zähnen werden verringert. Zahnarzt oder Zahnärztin beraten die Betroffenen intensiv und wägen gemeinsam mit ihnen Vorteile und Risiken der Behandlung ab.

Insgesamt gilt: Bevor Botox eingesetzt wird, gewährleistet die fundierte Anamnese, dass Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Muskelverspannungen durch Zähnepressen verursacht werden und keine anderen Erkrankungen zugrunde liegen.


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